Was ist Hatha-Yoga und ist es etwas für mich?
Unter all den neuen Yogastilen taucht immer wieder das Hatha-Yoga auf. Es ist ein uralter Yogastil, von dem viele Yogastile abgeleitet sind. Was ist der Unterschied zwischen Hatha-Yoga und anderen Yogastilen? Worauf sollten Sie achten, wenn Sie diese Form des Yoga praktizieren? Wir erklären es Ihnen!
Die Ursprünge des Hatha-Yoga
Um Hatha-Yoga richtig zu verstehen, müssen wir zunächst in die Geschichte des Yoga eintauchen. Denn Hatha-Yoga ist der älteste Yogastil, von dem viele andere Yogastile abgeleitet sind.
Wo und wann genau Hatha Yoga entstanden ist, ist nicht klar, aber wir wissen, dass seine Ursprünge in alten indischen Texten wie den Upanishaden und den Yoga Sutras liegen, die beide vor Beginn unserer Zeitrechnung geschrieben wurden.
In den folgenden Jahrhunderten wurde Hatha-Yoga vor allem von Mönchen praktiziert, die neben viel Meditation (und zur Vorbereitung auf die Meditation) auch leichte Übungen brauchten. Das Besondere daran ist, dass es sich beim Hatha-Yoga um eine offene Bewegung ohne Gründer oder Guru handelt. Dies ist bei den neueren Yoga-Arten fast nie der Fall.
In der Zeit zwischen dem 6. und 15. Jahrhundert nahm Hatha-Yoga mehr Gestalt an. Es wurde ein immer klareres System von Lebensgewohnheiten und Übungen zur Förderung der körperlichen und geistigen Gesundheit. Der Schwerpunkt lag dabei vor allem auf der Durchführung von Körperübungen (Asana) und Atemtechniken (Pranayama).
Um das 15. Jahrhundert wurden wichtige Texte wie die Hatha Yoga Pradipika und die Gheranda Samhita verfasst, die dieses System vertieften. Bis heute bilden diese Texte eine wichtige Grundlage für die Praxis.
Hatha Yoga wurde aber nicht nur durch schriftliche Texte, sondern vor allem durch praktische Unterweisung und Weitergabe von Lehrer zu Schüler über die Jahrhunderte weitergegeben.
Krishnamacharya, ein Yogalehrer des 20. Jahrhunderts, gilt durch seinen systematischen Ansatz und die Verbreitung der Lehren als Vater des modernen Hatha Yoga. Heute ist Hatha Yoga einer der beliebtesten Yogastile weltweit, mit verschiedenen Strömungen und abgeleiteten Yogastilen, die auf den klassischen Traditionen aufbauen.
Was ist Hatha Yoga?
Hatha Yoga, was auf Sanskrit "Sonne" (ha) und "Mond" (tha) bedeutet, ist eigentlich ein allgemeiner Begriff für eine breite Bewegung von Yogastilen, die sich auf den Körper und die Atmung konzentrieren.
- Die Sonne steht für Aktion, feurig und männlich.
- Der Mond steht für Verinnerlichung, Beruhigung und Weiblichkeit.
Im Hatha-Yoga kommen die Eigenschaften von Sonne und Mond zusammen.
Hatha-Yoga ist, kurz gesagt, die Grundlage der Sutren drei und vier der Yoga-Sutras. Man kann sich die Yoga-Sutras von Patanjali als die goldenen Regeln des Yoga vorstellen. Es handelt sich um insgesamt acht Gebote, die Sie sowohl körperlich als auch geistig befolgen sollten. Im dritten Sutra geht es um Asana (körperliche Bewegung) und im vierten Sutra um Pranayama (richtige Atmung).
Was ist der Zweck von Hatha Yoga?
Das Ziel von Hatha-Yoga ist es, Körper und Geist ins Gleichgewicht zu bringen. Durch die Harmonisierung der solaren und lunaren Energien im Körper hilft Hatha Yoga, einen tieferen Bewusstseinszustand und spirituelles Wachstum zu erreichen. Im Grunde genommen ist es ein Weg zur Erleuchtung und Selbstverwirklichung.
Das ist natürlich ein wunderbares Ziel und etwas, das wir alle anstreben sollten. Doch viele Menschen praktizieren Hatha-Yoga nicht aus diesen Gründen. Manche wissen nicht einmal, dass dies das ultimative Ziel des Hatha-Yoga ist und dass man es überhaupt erreichen kann.
Heute ist Hatha-Yoga vor allem als ein Yogastil bekannt, der:
- Sie geschmeidiger und körperlich stärker macht
- den Abbau von Stress und Ängsten lehrt
- eine positive Wirkung auf die Verdauung hat
- Sie besser schlafen lässt
- mehr Energie schenkt
- Stärkt Ihr Immunsystem
- Verbessert Ihr Wohlbefinden
- Erhöht den inneren Frieden
- Erhöht Ihre innere Balance und Stabilität
Auch nicht schlecht, natürlich ;-)
Und selbst wenn Sie regelmäßig Hatha-Yoga üben, ohne ein bestimmtes Ziel vor Augen zu haben, werden Sie merken, wie Sie allmählich ausgeglichener durchs Leben gehen.
Asana - die Yogastellungen
In einer Hatha-Yoga-Stunde besteht die Rolle des Lehrers darin, Orientierung und Energie zu geben. Der Lehrer bringt Ihnen nicht bei, die Haltungen perfekt auszuführen, sondern ermutigt Sie, während der Haltungen nach innen zu schauen und zu beobachten, was in Ihrem Körper und Geist vorgeht. Aus diesem Grund werden die Stellungen auch ruhiger ausgeführt als in vielen anderen Yogaformen.
Diese Form der Anleitung ist oft nicht das, was wir gewohnt sind und was wir uns sogar wünschen. Sie wollen wissen, ob Sie die Yogastellungen richtig ausführen, oder? Aber richtig oder falsch ist eine Sache des Egos, und gerade im Hatha-Yoga will man dieses loslassen.
Im Hatha-Yoga geht es darum, die Gedanken darüber, wie etwas zu sein hat, loszulassen, zu beobachten und geschehen zu lassen, was geschieht. Wenn der Yogalehrer zu präsent ist, werden Sie aus Ihrer Konzentration gerissen und beschäftigen sich mehr mit der Außenwelt als mit Ihrem eigenen inneren Selbst.
Pranayama - Die Atemtechniken
Die Zusammenführung und Verbindung von Körper und Geist erfolgt durch die Kombination der Yogastellungen mit Atemübungen und -techniken (Pranayama). Die Atemtechniken machen Ihnen Ihre Atmung bewusst und zeigen Ihnen, was sie für Sie tun können. Sie lehren Ihnen auch,:
- Energie zu geben
- Energie zu bündeln
- oder Energie freizusetzen
Beim Hatha-Yoga lernen Sie zum Beispiel den Unterschied zwischen Bauch- und Brustatmung. Man lernt auch die Ebenen des Atems kennen, wie man diesen kontrolliert und wie man in ihm innehält. Diese Atemübungen und -techniken sorgen für ein gutes Gleichgewicht zwischen unseren beiden Gehirnhälften.
Der Unterschied zwischen Hatha und anderen Yogastilen
Hatha-Yoga ist kein klar definierter Yogastil, sondern kann eher als ein breiter Fluss betrachtet werden, von dem viele andere Yogastile abzweigen. Der große Unterschied zwischen Hatha-Yoga und den moderneren (Flow-)Yogastilen, denen man heutzutage oft begegnet, besteht darin, dass beim Hatha-Yoga der Schwerpunkt (noch) mehr auf dem inneren Frieden und der Konzentration nach innen liegt.
Da der Lehrer Ihnen nur wenige äußere Anpassungen und Anweisungen für jede Pose gibt, ist Hatha-Yoga ein Stil, den Sie daher leicht und gut zu Hause praktizieren können. (Sie benötigen dafür allerdings eine eigene Yogamatte).
Bei anderen (fließenden) Yogastilen erhält man viel Kraft und Energie aus der Gruppe, indem man den Fluss gemeinsam übt, und man braucht in der Regel mehr körperliche Anweisungen vom Lehrer.
Hatha Yoga ist die Mutter vieler Yogastile
Aus dem Hatha-Yoga haben sich vor allem im letzten Jahrhundert viele Yogastile entwickelt, die man heute in allen möglichen Yogastudios findet. Jeder hat seinen eigenen Schwerpunkt und seine eigene Identität, und oft auch seinen eigenen Begründer.
Einige bekannte abgeleitete Bewegungen sind:
- Iyengar Yoga: Berühmt geworden durch B.K.S. Iyengar. Bei diesem Stil liegt der Schwerpunkt auf der Präzision und Ausrichtung der Asanas unter Verwendung von Hilfsmitteln wie Yogablöcken, Gurten und Decken. Der Schwerpunkt liegt auf der Verfeinerung der Haltungen, um einen optimalen Nutzen zu erzielen und Verletzungen zu heilen und zu vermeiden.
- Ashtanga Yoga: Ursprünglich von Sri K. Pattabhi Jois entwickelt. Dieser kraftvolle Yogastil folgt einem festen Satz von Asanas in einer strukturierten Abfolge. Die sechs Serien des Ashtanga-Yoga werden zunehmend anspruchsvoller, was es zu einer beliebten Wahl für erfahrene Yogis macht, die ihre Praxis auf die nächste Stufe bringen wollen. Ashtanga ist intensiver als die meisten anderen Hatha-Yoga-Stile und bietet ein gutes Workout.
- Power Yoga & Vinyasa Flow: Inspiriert vom Ashtanga Yoga, legt Power Yoga den Schwerpunkt auf Kraft, Ausdauer und fließende Bewegungen. Die Klassen sind in der Regel kraftvoll und energiegeladen, wobei der Schwerpunkt auf dem Aufbau von Muskelkraft und der Verbrennung von Kalorien liegt.
- Yin Yoga: Im Gegensatz zu den dynamischeren Yogastilen liegt der Schwerpunkt beim Yin Yoga auf Tiefenentspannung und Bindegewebsaktivierung. Die Haltungen werden lange passiv gehalten (oft 3-5 Minuten), um Spannungen abzubauen und eine tiefe Ruhe zu erreichen.
Neben den genannten Beispielen gibt es noch zahlreiche andere Yogaformen, die sich vom Hatha Yoga ableiten und jeweils ihren eigenen Schwerpunkt und Stil haben. Von Hot Yoga, Restorative Yoga und Jivamukti Yoga bis hin zu Acro Yoga und sogar Ziegenyoga gibt es sicher eine Hatha Yoga-Variante, die perfekt zu Ihren Bedürfnissen und Vorlieben passt.
Hatha Yoga gilt als die Grundlage all dieser anderen Yogastile. Es ist so etwas wie die Mutter im Yoga. Egal, wie viele Kinder und Enkelkinder sie bekommt, das Fundament liegt letztlich bei ihr.
Wie können Sie mit Hatha Yoga beginnen?
Wenn Sie auf der Suche nach einer zugänglichen und effektiven Möglichkeit sind, Ihren Körper und Geist zu stärken, dann ist Hatha Yoga oder eine der vielen abgeleiteten Yogaformen vielleicht die perfekte Wahl für Sie. Der einzige Weg, das herauszufinden, ist, es auszuprobieren!
Das Beste ist, wenn Sie es direkt von einem Lehrer lernen können: Von einem guten Lehrer erhalten Sie persönliche Anleitung, Motivation und Feedback zu Punkten, die Ihnen vielleicht selbst nicht bewusst sind. Und Sie haben reichlich Gelegenheit, Fragen zu stellen.
Hoffentlich haben Sie einen solchen Lehrer in Ihrer Nähe. Aber wenn nicht, oder wenn Sie so neugierig sind, dass Sie Hatha Yoga gleich ausprobieren wollen? Dann gibt es zum Glück auch online eine Menge zu finden. Alles, was Sie dazu brauchen, ist Ihr Laptop (oder Tablet) und eine Yogamatte.
Hier ist zum Beispiel ein toller Kurs, mit dem man sofort loslegen kann, was meinen Sie?
Wir hoffen, dass wir Sie mit diesem Blog dazu inspiriert haben, Hatha Yoga auszuprobieren. Und wer weiß, vielleicht wird es ja "Ihr Stil"! Mit regelmäßiger Praxis und Hingabe werden Sie von den vielen Vorteilen dieser alten Yogatradition profitieren.